Ostern kommt!

Gedanken zum Sonntag Lätare von Pfarrer Benedikt Jetter

Mitten in der Passionszeit erklingt ein „Freuet euch!“ „Laetare!“, so der lateinische Name des 4. Sonntags in der Vorbereitungszeit auf Christi Leiden. Sollten sich Christen am Leiden erfreuen? Keineswegs! Ebenso wenig wie Gott selbst freue ich mich als Christ am Leid; ich halte es aber mit einem berühmten Kirchenlied: „In dir ist Freude, in allem Leide!“ Darin liegt für mich der hoffnungsvolle Ausblick: Leiden wird nicht das letzte Wort haben. Heilsameres ist uns verheißen. So kann ich leidige Phasen aushalten. So trage ich nötige Maßnahmen mit. Nicht, weil sie mir Spaß machen, sondern weil sie Leben schützen. Dafür opfere ich – als Christ aus freien Stücken und aus ganzem Herzen – vieles von meinen sonstigen Vorstellungen und Wünschen.

Lehrer haben mir eine Überzeugung ins Herz gepflanzt: Kirche muss sich selbstlos herschenken für andere, ja, „sterbende“ Kirche sein. Wie im Wochenspruch „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Wäre es nicht absurd, das Weizenkorn aufzubewahren aus Angst, man könne es durchs Aussäen verlieren? Wie absurd ist es, dass wir Menschen manchmal krampfhaft an etwas festhalten, um es zu bewahren – und uns dabei um Frucht bringen, die gedeihen könnte, wenn wir uns und unsere materiellen, geistigen und geistlichen Besitztümer nicht ganz so ernst nehmen würden.

Loslassen und sich von Gott tragen und befreien lassen, das ist Ostern. Laetare ist ein vorweggenommenes Osterfest in leidvollen Zeiten. Freut euch! Denn Ostern kommt. Denn Ostern ist schon geschehen.

Pfarrer Benedikt Jetter